BIM.GOV – BIM in der Bauaufsicht gemeinsam gestalten
Die digitale Transformation der Bauverwaltung ist in vollem Gange – und mit ihr gewinnt das Thema Building Information Modeling (BIM) auch in bauordnungsrechtlichen Verfahren an Bedeutung. Während erste Pilotprojekte auf Landesebene bereits wichtige Grundlagen geschaffen haben, verfolgt das Programm BIM.GOV das Ziel, diese Entwicklungen nachhaltig nutzbar zu machen, und bundesweit zu skalieren.
Was ist BIM.GOV?
BIM.GOV ist ein von der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, initiiertes Programm, das in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum umgesetzt wird. Das Programm richtet sich speziell an Bauaufsichtsbehörden und unterstützt die Einführung sowie Nutzung von 3D-Gebäudemodellen im Baugenehmigungsverfahren. Dabei handelt es sich nicht um ein rein technisches Innovationsprojekt, sondern vielmehr um eine umfassende und strukturierte Modernisierung der Verwaltung. Im Zentrum stehen Praxisprojekte, in denen rechtliche, organisatorische und technische Rahmenbedingungen konkret erprobt werden – auch und insbesondere in Hamburg selbst.
Die Reifegradlandkarte als Kompass
Ein zentrales Werkzeug des Programms ist die BIM-Reifegradlandkarte, die derzeit mithilfe einer bundesweiten Umfrage entwickelt wird. Die Umfrage läuft noch bis zum 15.06.2025 und richtet sich speziell an Bauaufsichtsbehörden: https://ww3.unipark.de/uc/BIM-GOV/
Die Reifegradlandkarte bildet die unterschiedlichen Entwicklungsstände bei der Nutzung digitaler Methoden im Bauprüfprozess ab – von rein dokumentenbasierten Verfahren bis hin zu teil- oder vollmodellbasierten Ansätzen. Grundlage hierfür ist ein umfassendes Reifegradmodell, das neben dem technischen Fortschritt auch weitere Aspekte berücksichtigt, wie etwa organisatorische Voraussetzungen, interne Prozesse, Qualifikationen, Schnittstellen zu Planenden sowie den Umgang mit BIM-Werkzeugen.
Damit können passgenaue Unterstützungsangebote, Blaupausen und Nachnutzungskonzepte bereitgestellt werden – abgestimmt auf die jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort.
Vom Modell zur Umsetzung
BIM.GOV bündelt Erfahrungen aus kommunalen Pilotprojekten, überführt sie in anwendbare Werkzeuge und macht diese bundesweit zugänglich. Neben technischen Fragestellungen – etwa zur Modellqualität oder zur Schnittstelle zwischen BIM-Viewer und Aktenlauf – geht es auch um verfahrensrechtliche Grundlagen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und veränderte Rollenbilder.
Die praktische Erprobung steht dabei klar im Mittelpunkt: In Hamburg laufen bereits erste Pilotprojekte zur modellbasierten Baugenehmigung, die im engen Austausch mit der Fachpraxis, Softwareanbietenden und Planenden weiterentwickelt werden.
Transparenz, Nachnutzung, Mitgestaltung
Die Ergebnisse des Programms werden interessierten Ländern und Kommunen zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt – einschließlich Handlungsempfehlungen, Prozessbausteinen und technischen Spezifikationen.
BIM.GOV versteht sich ausdrücklich als Community-orientiertes Programm: Der modulare Aufbau ermöglicht es, nicht nur Bausteine zu übernehmen, sondern auch eigene Erfahrungen und Anforderungen aktiv einzubringen. Ziel ist ein gemeinsamer Werkzeugkasten, der für Verwaltungen unabhängig vom jeweiligen Reifegradniveau nutzbar ist.
Ausblick
BIM.GOV lädt weitere Länder und Kommunen ein, eigene BIM-Pilotprojekte zu starten – idealerweise in enger Abstimmung mit dem Programmteam, um einen praxistauglichen, rechtssicheren und zukunftsfähigen digitalen Bauantrag zu etablieren. Dabei steht nicht nur die Technik im Fokus – der Mensch bleibt zentraler Erfolgsfaktor. Die aktive Mitwirkung und Qualifizierung aller Beteiligten ist entscheidend, um digitale Verfahren nachhaltig und wirksam in der Verwaltung zu verankern.
Ein Gastbeitrag von Micha Katzera, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg