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BMV-Forschungsprojekt FlexiDug: Flexible, digitale Systeme für den Schienenverkehr in der Lausitz

Die Lausitz steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits müssen ehemalige Braunkohlereviere umfassend renaturiert werden, andererseits soll die Region zu einer attraktiven und vernetzten Wachstumsregion werden. Das durch das mFUND-Programm des Bundesministeriums für Verkehr geförderte Projekt FlexiDug („Flexible, digitale Systeme für den schienengebundenen Verkehr in Wachstumsregionen“) adressiert genau diese Schnittstelle. Ziel war es, die bestehende Werkbahninfrastruktur nachhaltig in den Strukturwandel einzubinden und für neue Mobilitätslösungen nutzbar zu machen.

 

Ausgangslage und Problemstellung

 

Mit dem Ausbau des Personenfernverkehrs, etwa auf der Strecke Berlin–Cottbus, und der zunehmenden Flexibilisierung von Arbeit infolge der Corona-Pandemie wird das Wohnen außerhalb von Metropolen attraktiver. Für die Lausitz ergeben sich daraus neue Entwicklungsperspektiven. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie vorhandene Infrastrukturen sinnvoll nachgenutzt werden können, um diese Entwicklungen nachhaltig und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten.

Das vorhandene Werkbahnnetz der LEAG (Verbund der Lausitz Energie Verwaltungs GmbH, Lausitz Energie Bergbau AG Lausitz Energie Kraftwerke AG) wird daraufhin geprüft, ob und wie es in den öffentlichen Schienenverkehr integriert werden kann. Dies ermöglicht ökologische Vorteile und schafft gleichzeitig eine Planungsgrundlage für die verkehrliche Transformation der Region.

 

Projektziele und BIM-Schwerpunkt

 

FlexiDug verfolgte das Ziel, bestehende und zurückgebaute Infrastrukturen systematisch zu analysieren und darauf aufbauend zukünftige Verkehrswege zu konzeptionieren.

Im Zentrum standen drei technische Schwerpunkte:

  • Sensortechnik: Erprobung von Sensorlösungen in dünn besiedelten Gebieten zur Erfassung von Umweltveränderungen und betrieblichen Parametern.
     
  • Digitale Planung mit BIM und Digitalen Zwillingen: Bestandsdatenmodellierung, um Variantenuntersuchungen, Streckenvergleiche sowie Mengen- und Kostenschätzungen vollständig digital durchführen zu können.
     
  • Migrationsfähige digitale Leit- und Sicherungstechnik: Entwicklung skalierbarer, zukunftsfähiger Technik, die regulatorische Anforderungen erfüllt und flexibel erweiterbar ist.

 

Die Grafik zeigt den Kreislauf zwischen Digitalem Zwilling, Digitaler Leit- und Sicherungstechnik und Sensornetzwerken. Der Digitale Zwilling liefert Planungsvorlagen und erhält Ergebnisse aus den Sensornetzwerken, die wiederum bahnbetriebliche Funktionen unterstützen.
© FlexiDug – TU Berlin

Der Aufbau eines digitalen Zwillings war ein zentrales Element. Durch die Integration von Geobasisdaten, dem Werkbahnnetz der LEAG und Fachdaten der seinerzeiten DB Netz AG konnte eine durchgängige, modellbasierte Planungskette etabliert werden. Diese ersetzt analoge und iterative Verfahren und schafft transparente, nachvollziehbare Entscheidungsgrundlagen.

 

Durchführung und Projektphasen

In der ersten Projektphase wurden die digitalen Modelle im Labor mit realen Betriebsdaten verknüpft. Prototypen für Sensornetzwerke und digitale Sicherungstechnik wurden entwickelt und getestet. In der zweiten Phase sollen praktische Feldtests im Mittelpunkt stehen, um die Praxistauglichkeit der Konzepte zu überprüfen und gesellschaftliche sowie planerische Fragen stärker einzubeziehen – etwa zur Rolle des ÖPNV in der Siedlungsentwicklung.

 

Projektstatus und Ausblick

FlexiDug wurde im Oktober 2024 inhaltlich abgeschlossen. Die Ziele wurden jedoch nur teilweise erreicht. Während die Entwicklung digitaler Zwillinge und Sensornetzwerke erfolgreich umgesetzt werden konnte, mussten die geplanten Feldtests verschoben werden. Grund dafür waren aufwendige Abstimmungen mit zahlreichen Stakeholdern, komplexe regulatorische Anforderungen im Bereich Leit- und Sicherungstechnik sowie der hohe Aufwand bei der Integration heterogener Datenquellen.

Für die kommenden Jahre ist eine Fortsetzung in weiteren Projektphasen vorgesehen. Dabei sollen die entwickelten digitalen Werkzeuge praktisch erprobt, die BIM-Methodik in reale Ausbauprojekte übertragen und die Ergebnisse in die Strukturwandelprozesse der Lausitz integriert werden.

Im Auftrag von:

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