Mit der Generalsanierung des Ziemssenbaus am LMU Klinikum München Innenstadt steht ein besonderes Vorhaben an: ein denkmalgeschütztes Gebäude, dessen Ursprünge bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichen, wird mit modernen digitalen Methoden für die Zukunft der medizinischen Versorgung umgebaut. Der Ziemssenbau zeigt, wie sich denkmalgerechtes Bauen und digitale Planung mit BIM erfolgreich verbinden lassen.
Historischer Bestand mit moderner Nutzung
Der Ziemssenbau wurde zwischen 1809 und 1813 von Niklas Schedel von Greifenstein und Karl von Fischer als Allgemeines Krankenhaus errichtet. Heute ist er Teil des LMU Klinikums und ein hochwertiges Baudenkmal mit erheblichem Sanierungsbedarf. Neben altersbedingten Veränderungen prägen auch Umbauten aus verschiedenen Jahrhunderten sowie historische Einwirkungen auf die Bausubstanz die aktuelle Planung Ziel ist es, die historische Gebäudestruktur – insbesondere die markanten Bettensäle – zu erhalten und in ein zukunftsfähiges Klinikgebäude zu integrieren.
Die Planung erfolgt auf Grundlage der letzten umfangreichen Umbaumaßnahme im neobarocken Stil von 1896 bis 1902. In Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) wurde die Bauzeit um 1900 als Bezugszeitraum für die Sanierung festgelegt.
Maßnahmen und Planungsaufgabe
Der Ziemssenbau misst 100 mal 66 Meter und besitzt zwei nahezu quadratische Innenhöfe. Die Grundstruktur besteht aus sechs Treppenhäusern, massiven Mauerwerkswänden (bis zu 90 cm stark), Stahlträgerdecken mit Betonausfachungen sowie wenigen Holzbalkendecken. Das Gebäude wird das Klinikum künftig durch zusätzliche medizinische Einrichtungen, Flächen für die Patientenversorgung und Verwaltungseinheiten ergänzen.
Um den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden, müssen zahlreiche Bauteile ertüchtigt werden – darunter die zu erhaltenden Stahlträgerdecken. Bei Treppenhäusern, Dächern und weiteren Decken sind zudem brandschutztechnische und statische Maßnahmen erforderlich.
Digital geplant mit BIM
Das Staatliche Bauamt München 2 setzt auf eine BIM-basierte Planungsmethodik, die gerade den besonderen Herausforderungen im Bestand Rechnung trägt. Zunächst wurde der gesamte Gebäudebestand per 3D-Laserscan digital erfasst. Die daraus erzeugte Punktwolke bildete die Grundlage für ein präzises digitales Bestandsmodell, das durch Pläne und weitere Daten ergänzt wurde. Dieses Modell diente nicht nur dem Entwurf, sondern ermöglichte auch eine vorgezogene Trassenplanung.
In sogenannten „Datadrops“ werden die Modellstände festgehalten. Informationen aus dem BIM-Modell fließen automatisch in das Raumbuch ein – ein zentraler Baustein für die spätere Nutzung. Ziel ist es hierbei, die Vorteile, die durch die Anwendung von BIM entstehen, in allen Bereichen zu nutzen und dadurch für eine hohe Planungssicherheit im Bestandsbau zu sorgen.
Ein digitales „Asbuilt“-Modell soll nach Projektabschluss zusammen mit dem Raumbuch alle Informationen für den Betrieb bündeln und nutzergerecht bereitstellen.
BIM als Werkzeug für bessere Planbarkeit
Besonders im Bestandsumbau bietet BIM große Vorteile. Der Einsatz eines digitalen Bestandsmodells minimiert Risiken, die bei fehlenden oder ungenauen Altunterlagen häufig auftreten. Komplexe Geometrien lassen sich anhand präziser Modellierung und der Vernetzung von Gebäudeinformationen digital exakt erfassen und ermöglichen eine realistische Darstellung des Ist-Zustands. Damit können Planung und Entscheidungsfindungsprozesse erheblich verbessert und (potenzielle) Konflikte zwischen neuen und bestehenden Bauteilen frühzeitig erkannt und behoben werden.
Auch zeitliche und finanzielle Vorteile sind belegbar: Durch die frühzeitige Planbarkeit werden Mehrkosten vermieden. Insbesondere bei denkmalgeschützten Bauwerken mit komplexem Bestand ist dieser digitale Vorsprung entscheidend für einen geordneten Bauablauf.
Beteiligt sind verschiedene Planungs- und Ausführungspartner. Die Koordination liegt beim Staatlichen Bauamt München 2, das als Bauherr die BIM-Methode gezielt zur Effizienzsteigerung und Qualitätssicherung einsetzt. Die Planung übernimmt das architekturbüro koch GmbH. Weitere Beteiligte sind: die bbs-project AG, die PLANUNION Ingenieurgesellschaft mbh, die Sana MTSZ GmbH sowie das Ingenieurbüro Schmid+Partner.
Das Beispiel Ziemssenbau zeigt, wie die Digitalisierung bestehender Gebäude neue Maßstäbe setzt. Die Anwendung von BIM im Bestandsumbau stärkt nicht nur die Planungs- und Kostensicherheit, sondern fördert auch Kosteneffizienz und eine denkmalgerechte Sanierung.



