Der BIM Deutschland-Beirat im Fokus – Drei Fragen an Petra Rinnenburger
Welche Rolle spielt der Beirat für die Initiative BIM Deutschland? In den kommenden Ausgaben unseres Newsletters geben Beiratsmitglieder in Kurzinterviews Einblicke in Arbeitsweise und Funktion des Gremiums.
Der BIM Deutschland-Beirat wurde 2021 gegründet und tritt mehrmals im Jahr zusammen. Er berät die Initiative BIM Deutschland bei ihrer fachlichen Ausrichtung und fungiert als Schnittstelle zwischen Baupraxis und Politik. Im Beirat sind alle relevanten Rollen der Wertschöpfungskette Bau vertreten. Durch die Praxiserfahrung seiner Mitglieder unterstützt der Beirat die Implementierung der Digitalisierung im Bauwesen und ist Impulsgeber für Chancen und Potenziale der Digitalisierung. Er informiert über technische Entwicklungen in allen Bereichen der Wertschöpfungskette Bau und weist auf relevante und neue Handlungsfelder hin.
Weitere Informationen zum Beirat und seinen Mitgliedern finden Sie auf der Beirats-Unterseite der BIM Deutschland-Website.
In dieser Ausgabe stellen wir drei Fragen an die Diplom-Ingenieurin Petra Rinnenburger. Im Interview spricht sie über die Zukunft des öffentlichen Hochbaus in Städten und Kommunen und wie die BIM-Implementierung diese beeinflusst.
Name: Dipl.-Ing. Petra Rinnenburger
Beruf: Diplom-Ingenieurin, Architektin AKNW, Geschäftsführende technische Betriebsleitung bei der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln
Tätig bei: Gebäudewirtschaft der Stadt Köln
Ehrenamt: Mitglied des Beirates der Technischen Hochschule Köln, Mitglied des Präsidiums des buildingSMART Deutschland e.V.
Rolle im Beirat / in der Wertschöpfungskette Bau: Öffentlicher Hochbau Städte/Kommunen
Beiratsmitglied seit: 2021
Frau Rinnenburger, Sie sitzen im BIM Deutschland-Beirat als Expertin für den öffentlichen Hochbau in Städten und Kommunen. Welche Themen stehen für Sie aktuell im Vordergrund Ihrer Beiratsarbeit?
Damit wir unsere Planungs- und Bauprozesse in Zukunft noch ressourcenschonender gestalten können, steht für uns das Thema BIM und Nachhaltigkeit derzeit im Mittelpunkt. Wir wissen alle, was wir verbauen und wie wir im Lebenszyklusprozess diese Baustoffe letztlich in den Baustoffkreislauf zurückführen können. Die entsprechenden Daten zu implementieren, ist gegenwärtig dennoch eine der größten Herausforderungen. Denn: Die Verarbeitung von Datenmengen und Informationen zu allen unseren Immobilien – auch denen im Bestand – über den gesamten Lebenszyklus hinweg, ist eine Generationen-Aufgabe. Erschwert wird das Ganze, weil uns bisher noch einheitliche Datenaustauschformate fehlen. Im Beirat setzen wir uns dafür ein, dass wir in diesem Punkt zügig eine Lösung finden.
Sie sind seit fast 30 Jahren in der Bauverwaltung tätig und haben viele Projekte in öffentlicher Hand betreut. Wie wird die BIM-Einführung künftig öffentliche Projekte beeinflussen? Welche neuen Herausforderungen erwarten Sie?
Wir müssen nicht nur den Markt ermutigen, sich den neuen Methoden zu stellen. Auch innerhalb der öffentlichen Hand müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten, um zu verdeutlichen, dass die Anwendung der BIM-Methodik in allen Bereichen einen Mehrwert bringt. Wegweisend für alle künftigen Projekte wird aber vor allem sein, wie viele Kapazitäten wir in den Wissensaufbau und -transfer stecken. Es ist nicht damit getan, eine Software einzukaufen, die einige wenige füttern. Wir brauchen Wissensaufbau bei allen Projektbeteiligten sowie Wissenstransfer bei Personalwechseln. Hier müssen wir eher mittel- bis langfristig denken – das ist kein Kurzstreckenlauf, sondern ein Marathon.
Mit dem Pilotprojekt „Gymnasium Kreuzgasse“ haben Sie gemeinsam mit der Stadt Köln bereits 2017 die Anwendung von BIM im öffentlichen Sektor in die Wege geleitet. Neben dem Wissensaufbau und –transfer - welche Schritte und Maßnahmen sind Ihrer Meinung nach außerdem entscheidend, um die Implementierung von BIM in der öffentlichen Verwaltung bzw. insbesondere in den Kommunen reibungslos zu gestalten?
Tatsächlich beschäftigen wir uns als Gebäudewirtschaft der Stadt Köln bereits seit 2015 aktiv mit der BIM-Methode. Die größte Herausforderung für uns war es von Anfang an und ist es bis heute die Erfahrungen aus den bauenden und betreibenden Bereichen beim Aufbau der Datenmodelle miteinander in Einklang zu bringen. Doch die Anstrengungen lohnen sich. Nach der Inbetriebnahme gewinnen wir jetzt die Datensätze zu allen verbauten Anlagen und Bauteilen aus dem BIM-Modell und schreiben diese im Laufe des Betriebs in einem Computer-Aided-Facility-Management-System fort. Das erleichtert uns heute bereits das Prüf- und Wartungsmanagement. Künftig kann es auch unser Ausschreibungsmanagement deutlich vereinfachen. Das wird uns nicht nur helfen, unsere Umwelt-, sondern auch unsere Personalressourcen zu schonen. Das sind wir dem Klima und unseren Kolleginnen und Kollegen schuldig.
Frau Rinnenburger, vielen Dank für das Gespräch!