BIM im Gebäudebetrieb: Die Schlüsselmethode für eine effiziente und nachhaltige Betriebsführung

BIM etabliert sich für die Planung und den Bau von Gebäuden. Doch auch im Gebäudebetrieb hat die modellbasierte Methode Potenzial, zur Optimierung von Betriebsprozessen, Kosten und Nachhaltigkeit. BIM trägt dazu bei, den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes effizient zu steuern und nachhaltig zu gestalten.

 

Die Rolle von BIM im Gebäudebetrieb

Der Gebäudebetrieb umfasst zahlreiche Prozesse, von der Energieversorgung über das Facility Management bis hin zur Instandhaltung und Modernisierung. Durch die Vereinigung aller relevanter Daten eines Gebäudes in einem digitalen Modell, das über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks hinweg genutzt werden kann, ermöglicht BIM eine zentrale Steuerung und eine datengestützte Entscheidungsfindung.

Ein wesentlicher Vorteil der Arbeitsmethode ist dabei die Möglichkeit, ein Gebäude während seines Betriebs in Echtzeit zu überwachen. Mithilfe digitaler Zwillinge – also virtueller Abbildungen eines realen Gebäudes – können dabei erfasste Betriebsdaten wie Temperatur, Feuchtigkeit, Luftqualität und Energieverbrauch modellbasiert ausgewertet und visualisiert werden. Zwar ist für die reine Datenerfassung kein digitaler Zwilling erforderlich, jedoch ermöglicht erst die Verknüpfung dieser Daten mit dem digitalen Modell einen umfassenden Kontextbezug, eine präzisere Analyse und eine vorausschauende Betriebsoptimierung. Die gewonnenen Informationen sind sowohl für das Facility Management wertvoll als auch für die strategische Wartungsplanung und die langfristige Lebenszyklusbewertung.
 

Digitale Zwillinge im Gebäudebetrieb

Digitale Zwillinge bilden das reale Gebäude in seiner gesamten Komplexität ab und ermöglichen eine präzise Nachverfolgung des Gebäudezustands. Sie bieten eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten: von der Simulation von Betriebsabläufen über die Überwachung eines Gebäudes bis hin zur Planung von Instandhaltungsmaßnahmen.

Durch den Einsatz digitaler Zwillinge können Betreiberinnen und Betreiber den Zustand eines Gebäudes und seiner technischen Anlagen in Echtzeit überwachen und vorausschauend steuern. So lassen sich etwa Abweichungen im Energieverbrauch, Auffälligkeiten in der Heizungs- oder Lüftungstechnik oder Störungen bei Aufzügen frühzeitig erkennen. In Kombination mit Sensordaten können Wartungsbedarfe prognostiziert werden, bevor es zu Ausfällen kommt – das reduziert Betriebskosten, erhöht die Verfügbarkeit und verlängert die Lebensdauer gebäudetechnischer Systeme.

 

BIM für effizientes Facility Management

Facility Management umfasst alle Dienstleistungen, die mit dem Betrieb und der Instandhaltung von Gebäuden verbunden sind. In einer zunehmend digitalisierten Welt spielt BIM eine entscheidende Rolle, um Facility Management effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Der Zugang zu präzisen digitalen Gebäudemodellen ermöglicht eine genauere Planung und Durchführung von Wartungsmaßnahmen. 

Ein wichtiger Bestandteil von BIM im Facility Management ist die Integration von Gebäudeinformationen in CAFM-Systeme (Computer-Aided Facility Management). Diese Systeme ermöglichen eine digitale Verwaltung von Gebäudedaten, sodass Wartungsaufträge, Inspektionen und Reparaturen effizienter koordiniert werden können. Die Verbindung von BIM und CAFM führt zu einer höheren Transparenz, besseren Nachverfolgbarkeit von Wartungsmaßnahmen und einer effektiveren Nutzung von Ressourcen. 

BIM liefert präzise, aktuelle Modelle mit allen relevanten Informationen zu Bau, Betrieb und Wartung eines Gebäudes. Diese Daten können in CAFM-Systeme integriert werden, die die effiziente Planung und Koordination von Wartungsaufträgen, Inspektionen und Reparaturen ermöglichen. Die Verknüpfung von beiden Systemen steigert die Transparenz, da Facility-Managerinnen und -Manager jederzeit auf alle nötigen Informationen zugreifen können. Zudem lassen sich Wartungsmaßnahmen vorausschauend planen, was zu einer Reduzierung von Ausfallzeiten und Betriebskosten führt und damit Ressourcen spart. Das trägt nicht nur zur Kostenersparnis bei, sondern steigert auch die Nachhaltigkeit im Facility Management. 

 

BIM Deutschland auf der CAFM-Messe

Die CAFM-Messe bot einen konkreten Anlass, um die Schnittstellen zwischen BIM und dem Betrieb öffentlicher Gebäude zu schärfen. Auf der Messe wurden technische Lösungen zur Integration von BIM-Daten in bestehende CAFM-Infrastrukturen, präsentiert. Die Messe diente gleichzeitig als Plattform für Austausch mit Softwareanbietern, Betreiberverantwortlichen und Fachpublikum – mit dem Ziel, praxistaugliche Ansätze weiter zu verbreiten und das Verständnis für modellbasierte Betriebsführung zu vertiefen.

BIM Deutschland war vor Ort, um sich über die aktuellen Entwicklungen zur Digitalisierung des Gebäudebetriebs auszutauschen – insbesondere im Zusammenspiel mit CAFM-Systemen. Im Fokus stand dabei die Frage, wie digitale Gebäudemodelle in der Praxis zur Effizienzsteigerung, besseren Instandhaltungsplanung und datenbasierten Betriebsführung beitragen können. Darüber hinaus wurden gezielt Kontakte geknüpft, um die Aktivitäten von BIM Deutschland im Bereich Betrieb und CAFM strategisch auszubauen.

 

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit durch BIM

BIM im Gebäudebetrieb sorgt für die Förderung von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Digitale Modelle ermöglichen eine präzisere Planung des Energieverbrauchs und eine kontinuierliche Überwachung des Energiehaushalts. So können Gebäude nicht nur während der Bauphase energieeffizient geplant, sondern auch im Betrieb optimiert werden.

Die Integration von BIM in Energiemanagementsysteme ermöglicht eine automatische Steuerung von Heizung, Lüftung und Klimaanlagen (HVAC). Mithilfe von Sensortechnologie und der Analyse von Betriebsdaten lassen sich Heiz- und Kühlprozesse optimieren, was zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO₂-Emissionen führt.

Durch präzise Planungen können zudem Materialressourcen gezielt eingesetzt und Abfälle vermieden werden. Insbesondere bei der Modernisierung und Instandhaltung von Bestandsgebäuden ermöglicht BIM die gezielte Wiederverwendung von Bauteilen und Materialien, was einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft im Bauwesen leistet.

 

Entwicklungen in der Forschung

Die Anwendung von BIM im Gebäudebetrieb wird nicht nur in der Theorie untersucht, sondern auch in zahlreichen praxisorientierten Projekten erprobt. Ein Beispiel ist das Projekt „Rng-Opt – BIM gestützte Facility-management und netzreaktive Betriebsoptimierung am Bosch Forschungscampus Renningen“ der Fraunhofer-Gesellschaft zur Optimierung des Gebäudebetriebs durch digitale Modelle. Hier wurden in verschiedenen Forschungsinitiativen die Potenziale von BIM zur Energieoptimierung und nachhaltigen Gebäudewartung aufgezeigt.

In der Studie „Projekt BIMLIFE – Lifecycle Building Information Modeling“, die am Fraunhofer IIS – in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München durchgeführt wurde, wird die Nutzung von BIM zur Verbesserung der Lebenszyklussteuerung von Gebäuden untersucht. Im Rahmen dieses Projekts wurden BIM-gestützte Modelle entwickelt, die es ermöglichen, Wartungszyklen besser zu planen und den Energieverbrauch über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes hinweg zu überwachen. Diese Forschung zeigt, wie BIM nicht nur die Bauphase eines Gebäudes, sondern auch den Betrieb und die Wartung nachhaltig verbessern kann.

 

Der neue Fachbereich Ver- und Entsorgung bei BIM Deutschland: Ein Schritt in Richtung integrierter Infrastruktur-Digitalisierung

Ein bedeutender Schritt in Richtung einer umfassenden Digitalisierung der Infrastruktur, einschließlich des Gebäudebetriebs, ist die Gründung des neuen Fachbereichs Ver- und Entsorgung bei BIM Deutschland. Im ersten Schritt richtet sich der Aufbau gezielt an Betreiberorganisationen der Siedlungswasserwirtschaft, um gemeinsam die erste Fachgruppe innerhalb des neuen Bereichs zu etablieren. Grundlage hierfür ist die Vorarbeit aus dem „BIM-Betreiberaustausch Siedlungswasserwirtschaft“, der bereits zentrale Anforderungen und Bedarfe aus Betreiberperspektive identifiziert hat.

Der Fachbereich zielt darauf ab, durch den Austausch von Best Practices und die Erarbeitung standardisierter BIM-Anforderungen eine stärkere Integration von BIM in die Betriebsführung öffentlicher Infrastrukturen zu erreichen. Gerade im Gebäudebetrieb eröffnet dies die Möglichkeit, Technologien wie CAFM-Systeme, IoT-Plattformen, GIS und digitale Zwillinge enger mit BIM zu verzahnen – und die Methode über den klassischen Gebäudebetrieb hinaus auf gesamte Ver- und Entsorgungsnetze auszuweiten. Durch diese Erweiterung wird der Wert von BIM als ganzheitliche Lösung für das Infrastrukturmanagement noch deutlicher. Weitere Fachgruppen sind in Vorbereitung, um eine noch breitere Anwendung und Standardisierung von BIM in verschiedenen Bereichen der öffentlichen Hand zu ermöglichen.

 

BIM für die Zukunft des Gebäudebetriebs – mithilfe einheitlicher Standards

BIM im Gebäudebetrieb bietet zahlreiche Vorteile, die weit über die Planungs- und Bauphase hinausgehen. Durch die Digitalisierung von Betriebsabläufen können Gebäude effizienter betrieben, Kosten gesenkt und die Lebenszyklen von Gebäuden optimiert werden. Die Nutzung von Digitalen Zwillingen und die Integration von BIM in Facility Management-Software sind dabei entscheidende Faktoren, die den Gebäudebetrieb nachhaltiger und zukunftsfähiger gestalten.

Neben den vielversprechenden Möglichkeiten gibt es auch Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Standardisierung. Hier bieten die laufenden Arbeiten des DIN-Normenausschusses Bauwesen (NABau) und von buildingSMART Deutschland Lösungen. Diese Organisationen entwickeln spezifische Normen und Standards für BIM im Gebäudebetrieb, die dazu beitragen, eine nahtlose Integration von BIM in die Betriebsführung zu ermöglichen. 

Die Normungsroadmap BIM sowie das buildingSMART Data Dictionary (bSDD) bieten bereits einen Ansatz, wie eine standardisierte Beschreibung von Gebäudekomponenten und deren Eigenschaften erreicht werden kann. Dies trägt dazu bei, unterschiedliche Interpretationen von Daten zu vermeiden und den Datenaustausch zu vereinheitlichen, was vor allem für die langfristige Nutzung von BIM im Facility Management und bei der Instandhaltung von Bestandsgebäuden von entscheidender Bedeutung ist.
 

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