Welche Rolle spielt der Beirat für die Initiative BIM Deutschland? In unserem Newsletter geben Beiratsmitglieder in Kurzinterviews Einblicke in Arbeitsweise und Funktion des Gremiums. In dieser Ausgabe sprechen wir mit Dipl.-Ing. Laura Lammel, geschäftsführende Gesellschafterin der Lammel Bau GmbH, die im BIM Deutschland-Beirat den Fachbereich Bauausführung vertritt.
Der BIM Deutschland-Beirat wurde 2021 gegründet. Er berät die Initiative BIM Deutschland bei ihrer fachlichen Ausrichtung und fungiert als Schnittstelle zwischen Baupraxis und Politik. Im Beirat sollen alle relevanten Rollen der Wertschöpfungskette Bau vertreten sein. Durch die Praxiserfahrung seiner Mitglieder unterstützt der Beirat die Implementierung der Digitalisierung im Bauwesen und ist Impulsgeber für Chancen und Potenziale der Digitalisierung. Er informiert über technische Entwicklungen in allen Bereichen der Wertschöpfungskette Bau und weist auf relevante und neue Handlungsfelder hin.
Weitere Informationen zum Beirat und seinen Mitgliedern finden Sie auf der Beirats-Unterseite der BIM Deutschland-Website.
In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen Dipl.-Ing. Laura Lammel vor.
Name: Laura Lammel
Beruf: Bauunternehmerin, Diplom-Ingenieurin, Lehrbeauftragte
Rolle im Beirat: Bauausführende
Beiratsmitglied seit: 2021
1. Frau Lammel, Sie vertreten im BIM Deutschland-Beirat die Perspektive der Bauausführenden. Welche konkreten Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind mit dieser Position verbunden und welche Themen sind Ihnen dabei besonders wichtig?
Im BIM Deutschland-Beirat nehmen wir eine überwachende und beratende Funktion ein. Als Bauunternehmerin und Bauausführende ist mir das Thema Schnittstellen wichtig, insbesondere aus der Perspektive kleiner und mittelständischer Unternehmen. Bei der Arbeit mit BIM muss sichergestellt sein, dass Handwerker und kleinere Firmen die digitalen Methoden mit Leichtigkeit und ohne großen Kostenaufwand verwenden können. Die Voraussetzungen dafür sind gute Netzverfügbarkeit, offene Schnittstellen und Open Data-Modelle. Hierzu haben wir in Bayern die Bauform eG gegründet, getragen von der Vision, die digitale Transformation in der Breite der Bauwirtschaft aktiv zu gestalten.
2. Als Geschäftsführerin eines Bauunternehmens fungieren Sie als Bindeglied zwischen Bauplanung und der handwerklichen Bauausführung. Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Voraussetzungen dafür, um digitale Informationen eines BIM-Modells erfolgreich auf die Baustelle zu übertragen?
Eine höhere Wirtschaftlichkeit auf Baustellen erzielen wir erst dann, wenn wir den Übergang von der Planung zum Bauen verbessern – insbesondere angesichts des Fachkräftemangels. Ein Digitaler Zwilling ist der Prototyp eines Gebäudes und sollte daher in der Praxis auch so realisiert und nicht während des Bauprozesses umgeplant werden. Das ist die Voraussetzung, um Verfahren wie Lean Production, Vorfertigung und Just-in-Time-Produktion effizient einzusetzen – und so erhebliche Kosten zu sparen.
3. Neben Ihren Aufgaben im Unternehmen und im Beirat sind Sie zertifizierte Sachverständige für Betonschäden und Betoninstandhaltung. Wie kann BIM zur Schadensprävention und nachhaltigen Nutzung von Gebäuden beitragen?
Das Thema der Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft schwebt über allem! Wir müssen bis 2045 klimaneutral werden. Dazu sollten die bereits gebauten Betonwerke, die unsere Stadtbilder prägen, so weit wie möglich erhalten bleiben. Umplanen statt abreißen lautet die Devise – in diese Richtung müssen wir Bauherren in Zukunft beraten. Das Kostenargument gerät dadurch ein Stück weit in den Hintergrund. Wir haben im letzten Jahrhundert auf Kredit der nachfolgenden Generationen gelebt und schulden diesen eine Welt, die klimaneutral ist.
Vielen Dank für das Interview, Frau Lammel!