BIM in der Umsetzung

BIM im Wasserbau – ein Blick in die Praxis

BIM ist im Hoch-, Straßen- und  Schienenbau bereits eine bekannte und verbreitete Arbeitsweise. Im Bereich der Wasserstraßen hat man ebenfalls mit der Implementierung von BIM begonnen. Bei der Etablierung von BIM im Wasserbau orientiert man sich im Sinne einer Harmonisierung insbesondere an den Erfahrungen aus anderen Bereichen. Wir haben einen Überblick über aktuelle Entwicklungen des Fachbereichs und derzeitige Pilotprojekte für Sie zusammengestellt.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) publizierte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) die BIM-Implementierungsstrategie für die Wasserstraße im April 2022, mit dem Ziel, BIM bis 2030 im Wasserbau zum Standard zu machen. Die BIM-Implementierung ist wichtiger Teil der Digitalisierungsstrategie der WSV.

In der ersten Phase der Strategie werden wichtige Erkenntnisse zur Anwendung von BIM aus einzelnen Pilotprojekten gesammelt, um daraus fachliche Standards zu entwickeln. In der zweiten Phase wird der Einsatz von BIM auf eine größere Anzahl und auf komplexere Bauvorhaben ausgedehnt, um den Anwendungsbereich zu vertiefen. Die dritte Phase sieht vor, BIM standardmäßig bei allen neuen Projekten einzusetzen. Dabei soll BIM auch in den Bereichen Betrieb und Unterhaltung Anwendung finden – für durchgängige, effiziente und optimierte Prozesse.

 

So wird BIM im Wasserbau etabliert

Bis vor wenigen Jahren war die Anwendung von BIM im gesamten Infrastrukturbau in Deutschland noch weitgehend unerschlossen. Auch der Bereich Wasserbau adaptiert darum bereits existierende Formate aus dem Hochbau. Beratung erhält die WSV dabei von BIM Deutschland, aber auch der Austausch in fachlichen Netzwerken und Gremien und mit Expertinnen und Experten aus anderen Bereichen ist hilfreich. Inzwischen sind in allen Neubauämtern der WSV einzelne BIM-Pilotprojekte gestartet – zum Beispiel die Planung der Schleuse Wedtlenstedt. Erfahrungen aus den Pilotprojekten sind wichtig für die Weiterentwicklung von BIM im Wasserbau. Durch Schulungen und Fortbildungen bauen die Neubauämter nun außerdem qualifiziertes BIM-Fachpersonal auf.

 

Pilotprojekte im Wasserbau – BIM-Beispiele aus der Praxis

Eine Reihe von Pilot- und Erfahrungsprojekten zielt darauf ab, neue Maßstäbe für BIM im Bereich Wasserbau zu setzen. Bereits 2016 bzw. 2017 wurden von der WSV zwei BIM-Projekte angestoßen: der Ersatzneubau der Westkammer der Schleuse Wedtlenstedt am Stichkanal nach Salzgitter und der Ersatzneubau der Schleuse Lüneburg am Elbe-Seitenkanal.

 

Die Schleuse Wedtlenstedt

Beim ersten Projekt der WSV wird die Schleuse Wedtlenstedt für den modernen Güterschiffverkehr ausgebaut. Die bereits weit fortgeschrittene Planung des Projekts wurde konventionell weitergeführt und parallel dazu von Mitarbeitenden des Wasserstraßen-Neubauamts Hannover (WNA Hannover) mit der BIM-Methode nachvollzogen. Sie testeten verschiedene Softwareprodukte, entwickelten Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) und identifizierten Bereiche, um den Einsatz von BIM in der WSV weiter voranzutreiben.

In der 2024 startenden Bauphase soll die BIM-Methode dann zu Teilen in der Ausführungsplanung, sowie in ausgewählten baubegleitenden Anwendungsfällen genutzt werden. Die Baugrube wird dabei konventionell geplant. Für das Schleusenbauwerk, den Massivbau, die Bewehrung und die Umgebung kommen BIM-Modelle zum Einsatz. Im Rahmen der Bauwerksdokumentation wird später ein sogenanntes As-built-Modell entstehen. Nach Abschluss der Bauarbeiten bildet dieses Modell die Grundlage für die fortlaufende Nutzung von BIM in Betrieb und Unterhaltung.

 

Die Schleuse Lüneburg

Das zweite große Pilotprojekt der WSV ist der Ersatzneubau der Schleuse Lüneburg am Elbe-Seitenkanal. Die Planungsleistungen wurden bereits im Jahr 2020 vergeben. Das WNA Hannover hat für die größte Schleuse Europas erstmals die komplette Planung auf der Grundlage von BIM vorgesehen und dies in der Ausschreibung umfassend berücksichtigt.  Es sind bei diesem Projekt eine Vielzahl von BIM-Anwendungsfällen beauftragt. In 2024 wird die Vorplanungsphase abgeschlossen und mit der Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens begonnen. Erstmal werden dann BIM-Modelle im Rahmen der Bürgerbeteiligung eingesetzt.

 

Die Schleuse Alt-Schadow

Auch außerhalb der WSV werden im Wasserbau BIM-Pilotprojekte durchgeführt. Ein Beispiel ist die Modernisierung von Wehr und Schleuse in Alt-Schadow des Wasser- und Bodenverbands „Nördlicher Spreewald“ südöstlich von Berlin. Der Wasser- und Bodenverband „Nördlicher Spreewald“ erteilte den Zuschlag zur Modernisierung von Wehr und Schleuse in Alt-Schadow an die Planungsgemeinschaft Tief- und Wasserbau GmbH und die IPROconsult GmbH. Sie realisieren das Projekt derzeit auf Grundlage der BIM-Methode. Die Planung läuft seit 2020. Bisher konnten die Projektbeteiligten Objekte und Familien in Bibliotheken anlegen und Projekte bis zur Genehmigungsplanung voranbringen. Die BIM-Methode wurde von den Projektbeteiligten positiv angenommen. Die kooperative Arbeit am 3D-Modell verschafft ihnen einen besseren Überblick und reduziert Fehler. Im Vergleich zur traditionellen Planungsmethode ermöglicht das 3D-Modell, potenzielle Probleme und Kollisionen frühzeitig zu identifizieren und präventiv zu adressieren.

 

Der Blick in die Zukunft – mit dem Masterplan für die Wasserstraße

Derzeit insgesamt 30 Pilot- und Erfahrungsprojekte der WSV sollen helfen, die Grundlagen der BIM-Anwendung im Wasserbau weiter auszubauen. Bei der Auswahl dieser BIM-Projekte lag der Fokus darauf, alle Neubauämter einzubeziehen, eine Vielfalt von Bauwerkstypen auszuwählen und verschiedene Projektphasen zu berücksichtigen. Es ist geplant, die Anzahl der Erfahrungsprojekte schrittweise weiter zu steigern.

Erstellt von BIM Deutschland mit freundlicher Unterstützung der Fachgruppe BIM-WSV.


Lesen Sie in der nächsten Ausgabe: Fit für BIM – Was Unternehmen beachten müssen.

 

 

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